Interview mit Fink

"Ich bin ein relativ getriebener Typ."

Ob man Texte malen kann? Ist Veränderung immer positiv? Denkt Fink "in Alben"? Dies und mehr wollte ich von Frontmann Nils Koppruch wissen, der mit seiner Band soeben sein neues Album "Bam Bam Bam" veröffentlicht hat. Schön, dass ein Kollege zu spät kam und wir uns somit etwas ausgiebiger unterhalten konnten.



?: Hallo Nils, kennst du discover aus dem Netz?
!: Nee, ich bin aber auch niemand, der viel im Netz liest. Wenn ich online gehe, suche ich schnell und gezielt nach Informationen und bin meistens genauso schnell wieder offline.
?: Ist das Netz für dich als Künstler denn überhaupt relevant?
!: Es ist mir tatsächlich nicht so wichtig. Es gibt als Künstler so viele Dinge, mit denen man sich beschäftigt - bei mir ist das eben primär die Musik. Ich bin beispielsweise im Studio auch kein guter Techniker, da brauche ich dann auch jemanden, dem ich sagen kann, wie ich's haben möchte. Natürlich informiere auch ich mich im Netz über andere Bands oder kommuniziere via E-Mail. Das ist ja auch der angenehmere Teil... Dennoch würde ich mich nicht als typischen User bezeichnen.
?: Und welcher Teil ist der unangenehme? Eine Promo-Reise wie diese?
!: Das kommt darauf an. Auf einer solchen Reise bekommt man ja auch das erste Feedback auf sein neues Album und außerdem unterhalte ich mich sehr gerne mit Menschen. Unangenehm sind Vertragsverhandlungen, die Suche nach einem Label oder Verlag. Sich zu verkaufen, Klinken zu putzen, insbesondere am Anfang.
?: Im Plattenschrank deiner Eltern stand neben Bob Dylan...
!: Peter Alexander, Ivan Rebroff [klick] und Mireille Mathieu [klick]. Und kein Bob Dylan (lacht, Anm.d.Verf.).
?: Was sagen sie zu deiner Musik?
!: Die Musik steht, glaube ich, gar nicht so im Vordergrund. Eher schon, dass ein gewisser Erfolg da ist. Wenn du sagst, du machst Musik und veröffentlichst Platten, hast also keinen bürgerlichen Beruf, geraten Eltern natürlich leicht in Panik. Sobald der Erfolg dann da ist, sind sie erstmal beruhigt. Ich würde meine Eltern auch nicht als typische Fink-Hörer bezeichnen.
?: Kannst du denn von deiner Musik leben?
!: Nee, leider nicht ganz. Nebenbei male ich Bilder, allerdungs nichts für's Museum. Das Konzept war ursprünglich, Cheap-Art zu machen...
?: ...also ein Bild pro Tag?
!: Ja, es können auch mal drei sein. Da gab es ein ziemlich gutes Feedback. Jim Avignon [klick] ist übrigens ein guter Freund von mir.
?: Malst du auch deine Texte?
!: Nee, eher nicht. Ich habe das beides ganz lange unabhängig voneinander betrachtet, weil ich nicht wollte, dass die Leute meine Bilder danach beurteilen, wie meine Musik ist und umgekehrt. Für mich ist die Ausdrucksmöglichkeit bei der Musik von der Dimension her - du hast die Msuik, du hast den Text - deutlich größer als bei der Malerei. Als Maler verwende ich daher auch ein Pseudonym.
?: Wie entsteht denn ein neues Fink-Album? Setzt ihr euch hin und beschließt, es soll jetzt mal ein bisschen mehr in diese oder jene Richtung gehen? Gab es soetwas wie einen Masterplan für euer neues Album "Bam Bam Bam"?
!: In der aktuellen Besetzung haben wir auch die letzten beiden Touren absolviert. Was sich da bei den Konzerten entwickelt hat, wie wir auch ältere Stücke gemeinsam arrangiert haben, hat letztlich dazu geführt, dass wir gemeinsam die neue Fink-Platte in Angriff nehmen wollten. Dabei hat man auch schon ungefähr gehört, was ungefähr dabei herauskommen wird. Schon bei "Haiku Ambulanz" war schon die Idee, das Ganze rhythmischer zu machen, mit Einflüssen aus der schwarzen Musik. Auszuprobieren, wie das mit dem Klang-Universum, das man sich mit Fink aufgebaut hat, zusammenpasst. Das waren die allgemeinen Parameter. Mir persönlich ging es noch darum, den Text zu reduzieren, zu verdichten. Etwa bei dem Titelstück oder auch schon auf dem Vorgänger bei "Fliegen". Dann habe ich zu Hause ziemlich viel vorbereitet - erstmal auf der Gitarre und dazu den ein oder anderen Text. Ein paar Sachen habe ich da auch schon aufgenommen - also eine Art Vorproduktion. Dann kam Andreas dazu, dem ich meine Ideen präsentiert habe, der dann Bass dazu gespielt hat und als das so ungefähr klar war, sind wir ins Studio gegangen - und haben weiter dran rumgebastelt.
?: Der Großteil der Ideen zu den Stücken stammt also von dir?
!: Nicht der Großteil - alle (lacht). Bei einigen Sachen ist das Ergebnis, das wir dann ja gemeinsam gemacht haben, allerdings fast ganz weg von der eigentlichen Idee. Dieser Prozess, dass jemand sagt "da könnte man aber auch das und das draus machen" ist auch wichtig für mich, diese Band-Arbeit.
?: Wieviele Stücke haben den Weg auf "Bam Bam Bam" nicht gefunden?
!: Richtig fertig, also fertig aufgenommen und gemastert, eigentlich nur einer. Bei dem Rest gab es nicht weiter verfolgte Ideen, es ist aber nicht so, dass wir da fertige Outtakes aus der Schublade ziehen könnten.
?: Was passiert denn mit den Ideen, die noch keine Stücke sind? Denkst du in Alben und fängst mit einem veröffentlichten Release neu an zu sammeln? Oder ist das ein laufender Prozess?
!: So weit bin ich im Moment noch nicht. Nach "Haiku Ambulanz" war relativ klar, in welche Richtung es gehen würde. Jetzt würde und werde ich mir ein wenig mehr Zeit nehmen. Und auch die Band. Jetzt gehen wir erstmal auf Tour, vielleicht haben wir da ja wieder neue Ideen, was wir noch nicht ausprobiert haben!?
?: Wie lange werdet ihr denn durch die Städte reisen?
!: Im April etwa drei Wochen lang und dann noch einmal etwa genau so lang im September und Oktober.
?: Ich freue mich sehr darauf, insbesondere auf das fantastische "Dies Für Dich". Was hat es mit diesem Lied auf sich? Für wen ist er gedacht?
!: (Nils überlegt lange, antwortet dann ein wenig zögerlich:) Der Song hat sich sehr weit von der Ursprungsidee weg bewegt. Eigentlich gedacht war er für einen Journalisten in Dresden, der vor einer ganzen Weile eine sehr euphorische Konzert-Ankündigung verfasst hatte. Dann haben wir auf der Bühne nicht das gemacht, was er erwartet hat und tags darauf gab es einen extremen Verriss. Wir haben uns also damit auseinander gesetzt, dass es dir sehr leicht übel genommen werden kann, wenn du Erwartungen nicht erfüllst. Daraus entstand die Idee, einen Song zu machen, der so ist wie er ist und du musst ihn nehmen. "Einfach wie es ist", wie es darin ja auch heißt und du hast darauf keinen weiteren Einfluss. Das bestimmen wir, was gemacht wird! "Dies Für Dich" lag aber sehr lange bei mir rum, Adressat ist eine Frau, mit der ich sehr viel und sehr eng zu tun hatte und die komplett aus meinem Leben verschwunden ist und ich auch keine Möglichkeit mehr habe, sie zu erreichen.
?: Hast du auch ein Lieblingslied auf "Bam Bam Bam"?
!: Ja, aber das verändert sich auch. Auf der DVD war es "Durchreise", momentan ist es "Hüftschwung". Ich kann dir nicht genau sagen, warum. Manchmal, wenn ich Bilder male, weiß ich hinterher gar nicht mehr, warum ich welchen Strich wo gemacht habe, das Ergebnis ist aber gut. Es waren vielleicht sehr viele Zufälle dabei, dass es so scheint, als wäre es von einem Fremden gemalt worden. Das ist auch bei "Hüftschwung" ein bisschen so. Und es hat so eine schräge Atmosphäre: Ist der Typ auf Droge? Was sind das für Lichter, von denen er da spricht? Und der Beat ist gut - keine Ahnung, ich mag den Song!
?: Wie kam es eigentlich zu besagter DVD, die der CD beiliegt?
!: Wir hatten acht Stunden Filmmaterial von der letzten Tour. Als wir dann eine Anfrage für einen Film-Titel bekamen, habe ich den Regisseur gefragt, ob man daraus nicht etwas machen könnte - gegen den Widerstand von Christoph, der das meiste Material gedreht hat. Er lag sofort lachend unter dem Sofa und hat etwas geschnitten, worauf wir keinen Einfluss mehr hatten. Ich finde, dass diese Mini-Dokumentation uns sehr natürlich zeigt und somit auch unser Rotwein-Trinker-Image vom roten Album ein wenig relativiert.
?: Interpretiert ihr eure Songs bei jedem Konzert neu?
!: Nicht jedes mal, das geht auch nicht bei jedem Stück. Platten und Konzerte funktionieren ja ganz unterschiedlich - um live etwas entstehen zu lassen, macht es natürlich viel Spaß, einige Sachen anders zu beleuchten und Neues auszuprobieren.
?: Spielst du lieber im Club vor wenigen Leuten oder auf Festivals vor Menschenmassen?
!: Beides möchte ich nicht missen. Wenn man gut dabei wegkommt, ist es toll, vor vielen Menschen zu spielen...
?: Klar, als Opener für eine Heavy-Metal-Band dürfte es schwer für euch sein...
!: Letztes jahr haben wir als Support für New Model Army gespielt. Das ist zwar kein Heavy Metal, hat aber auch gut funktioniert! Es ist schon beeindruckend, wenn da 5.000 Leute vor der Bühne stehen. Genauso freue ich mich aber auf kleine Club-Konzerte. Tendenziell möchte ich nicht da stehen bleiben, wo ich gerade stehe. Wenn du vier Jahre lang den gleichen Club bespielst, gibt es schnell so eine Routine und das möchte ich nicht.
?: Für mich ist Veränderung immer etwas Positives. Für dich auch?
!: Was den künstlerischer Ausdruck betrifft, schon. Ich bin ein relativ getriebener Typ. Was ich kenne, das weiß ich auch zu schätzen, will aber darüber hinaus wissen, was machbar ist, was ich nicht kenne.
?: Also ausprobieren - bildlich gesprochen: Neuland betreten, einen Schritt weiter gehen!?
!: Ja. Wir sprachen vorhin über Erwartungshaltungen - das ist das, was Fink gelegentlich auch ein bisschen "schwer" macht. Ich habe mit Fink nicht angefangen, weil ich ein ganz geregeltes Ding haben und mich 20 Jahre damit beschäftigen will. Es ist aus Neugierde entstanden. Künstlerische Arbeit hat für mich mehr mit Suchen als mit Finden zu tun.
?: Jetzt möchte ich dich noch kurz bitten, mir ein eintägiges Festival-LineUp zu nennen, bei dem du mit Fink auch gerne auftreten würdest!
!: Jim White [klick], Can oder Holger Czukay mit Jackie Liebezeit, Beck, Eugene Edwards von 16 Horsepower [klick], Ray Charles, Solomon Burke und Tom Waits.
?: Yip, ich würde auch kommen. Danke für das Gespräch!


Thievery Corporation - The Cosmic Game

Review Thievery Corporation - The Cosmic Game

"Als wir damit anfingen, dieses Album aufzunehmen, sprachen wir viel darüber, dass wir in unserer Musik mehr Elemente der Musik haben wollten, die unsere persönliche Entwicklung geprägt hat. Auch psychedelische Elemente und wie diese den Blick auf die Realität ändern und somit offensichtlich einen großen Einfluss auf Musik haben können, faszinieren uns sehr. Während der Monate in denen wir 'The Cosmic Game' aufnahmen, beschäftigten wir uns auch sehr mit einigen Autoren, die in ihren Büchern das Thema Verschwörungstheorien behandelten, eine Tatsache, die man wohl recht einfach aus unseren Texten raushört."

Sagt Rob Garza. Und der muss es wissen, schließlich ist er eine Hälfte der Thievery Corporation.
Recht hat er - und auch wieder nicht. Zwar liest sich die "Gästeliste" von "The Cosmic Game" mit den Flaming Lips, Perry Farrell und David Byrne recht beeindruckend, allerdings ist auch das vierte Album der Amerikaner ein typisches Thievery-Corporation-Ding. Entspannt blubbernde Beats treffen auf allerlei weltliche Instrumente, gepaart mit unterschiedlichen guten Vocals. Mal zum in's Sofa lümmeln ("Sol Tapado"), dann wieder zum gepflegten Abtanzen im Club ("Holographic Universe").

Wunderbar. Kaufen. Gleich.


Rya - Starship

Review Rya - Starship

Liebe Rya, was soll das? Zwölf Stücke lang produzierst du Langeweile. Davon, dass du "durch's All fliegst", ist in der Presseinfo die Rede. Na, dann wäre es doch ein Leichtes, den Hörer zur Mitreise einzuladen und ihm fremde Galaxien näher zu bringen!? Stattdessen hast du am Rechner gesessen und dich an "modernem Songdesign" (ebenfalls aus der Presseinfo) versucht. Herausgekommen sind dabei mal Glöckchen-Klänge, dann hier mal ein Zirpen und dort ein Quietschen. Gelegentlich gepaart mit ein paar Elektro-Beats, die dein "Starship" jedoch auch nicht zu retten in der Lage sind. Dein deutscher Gesang in "Prognostic" wird dich sicherlich auch nicht weiter bringen. Leider. Denn dein Debüt hat mir gefallen. Den Weg, den du jedoch mit "Starship" eingeschlagen hast, werde ich nicht weiter verfolgen.


Jeanette Lindström - Walk

Review Jeanette Lindström - WalkQuincy Jones ließ sich zu folgendem Kommentar über Jeanette Lindström hinreißen: "An old soul in young singer's body." Und ferner: "She really understands what jazz is all about!"

Er hat Recht. "Walk" ist ein wunderschönes Album für die ruhigen Stunden. Ob allein oder gemeinsam mit einem geliebten Menschen. Die 15 Stücke mit 64 Minuten Laufzeit haben einen lieb. Beim ersten Durchlauf bereits. Der Titeltrack etwa gibt die ruhige Grundstimmung, welche schon durch die schlichten, in schwarzweiß gehaltenen Fotos - die auch von Anton Corbijn stammen könnten - wunderbar wieder. Abgesehen von "Trains And Boats And Planes" von Burt Bacharach und "Two Lonely People" (Bill Evans) handelt es sich bei dem vierten Werk der Schwedin ferner um Eigenkompositionen, die es nun auch hierzulande zu entdecken gilt. In Schweden nämlich ist Lindström keineswegs mehr eine Unbekannte, schloss sie doch bereits vor etwa zehn Jahren im Rahmen der Nobelpreisverleihung das "Nobel Dinner". Grund für diese ehrenvolle Aufgabe war ihr kurz zuvor erschienenes Debüt-Album "Another Country", das im selben Jahr als "Jazz i Sverige" - Album des Jahres ausgezeichnet wurde.

Genug der Worte, gönnt Jeanette Lindström nun lieber ein Ohr und kauft anschließend dieses wirklich ausgesprochen schöne Album.


The Mars Volta - Frances The Mute

Review The Mars Volta - Frances The Mute

Ich hab's versucht. Betrunken mit'm Kopfhörer auf dem Wohnzimmer-Fußboden. Bekifft in der Bahn. Morgens unter der Dusche. Auf der Autobahn. Emotional aufgeladen. Mit Freunden darüber diskutierend. Sogar beim Sex. Natürlich mit unterschiedlichsten Ergebnissen und Eindrücken. Der gemeinsame Nenner all dieser hilflosen Versuche: "Frances The Mute" ist am Stück nicht genießbar.

Soll es wohl auch nicht. Omar Rodriguez-Lopez und Cedric Bixler-Zavalas wollen vielmehr anecken. Ge- und missfallen. Zumindest niemandem egal sein. Das schaffen sie mit ihrem vorliegenden 76-minütigen Zweitwerk locker. Gelegentlich zum ordentlichen Abrocken geeignet, brechen sie dir im nächsten Moment jegliches musikalisches Gewohnheits-Genick und ergötzen sich am lauten Krachen. Gut so.

Wenngleich The Mars Volta mit "Frances The Mute" vermutlich niemanden durchweg zu begeistern in der Lage sein dürften, bleibt den beiden zu wünschen, dass sie ihren Mut zum Anecken - ihr "leck-mich-am-Arsch-Gehabe" - möglichst lang erhalten bleibt. Dann steht uns Großes bevor.


Solomon Burke - Make Do With What You Got

Review Solomon Burke - Make Do With What You Got

"Of course, Solomon could sing the phone book and it would sound great."

Derartiges wird häufig in den CDs beiligenden Infosheets, auch Waschzettel genannt, behauptet. Wenn dies jedoch ein Freund behauptet, der selber seit Jahrzehnten äußerst erfolgreich Musik macht, wiegt eine solche Aussage schon ein wenig schwerer. Wenn dieser Freund dann noch Van Morrison heißt, dürfte dies eines der schönsten Komplimente sein, die man als Musiker bekommen kann. So geschehen in den Liner Notes von Solomon Burkes neuem Album "Make Do With What You Got".

Und was kann es für Musik-Fans schöneres geben als solch ein grandioses Album? Vermutlich hat Morrison Recht, dennoch haben sicherlich auch die Urheber der zehn Stücke (darunter Bob Dylan ("What Good Am I?"), Van Morrison ("At The Crossroads"), Mick Jagger/Keith Richards ("I Got The Blues") und Hank Williams ("Wealth Won't Save Your Soul") einen nicht zu verachtenden Anteil an diesen 45 Minuten allererster musikalischer Güte.

Burke ist nicht nur einer der Ältesten und Schwergewichtigsten, sondern allem voran einer der Größten. Pflichtkauf! Und sollte er sich auf irgendeiner erreichbaren Bühne ankündigen, darf man sich auch dies auf keinen Fall entgehen lassen!


Jennifer Lopez - Rebirth

Review Jennifer Lopez - Rebirth

"Ist euch schon mal aufgefallen was eigentlich so geht /
wenn ihr am Samstagabend an der Glotze rumdreht?
Was beim Kiosk an der Ecke in der Auslage steht /
da weiß ich zwar, woher der Wind, aber nicht wohin er weht..."

Das, was Die Fantastischen Vier seinerzeit von sich gaben, hat natürlich noch immer seine Bewandnis - sogar mehr denn je. Bei Jennifer Lopez ist der Begriff "Omnipräsenz" vermutlich noch untertrieben. Ob Parfum, Uhren, Sportswear, Schmuck, Schuhe, Radiogedudel, Kino oder im Fernsehen - die Lopez ist am Start. Und fast tägliche Newsmeldungen über sie oder ihre wechselnden Beziehungen und dergleichen gibt's gratis oben drauf.

Liegt da nicht die Vermutung nahe, dass der Name nur noch Marke ist? Dass die Lopez ihre Marke nur noch hergibt, um weitere Dollars zu scheffeln? So ganz falsch liegt man damit wohl nicht. Unter diesen Vorzeichen betrachtet ist "Rebirth" nicht einmal ein schlechtes Album. Prima zusammengeklaute Stücke wie "I, Love" oder "Ryde Or Die" schielen ebenso unverholen auf die Charts wie die ersten Auskopplungen "Get Right" und "Hold You Down" feat Fat Joe. Dass die kleine Jenny from the Block jedoch außer ihrer ebenso kleinen Stimme irgendetwas zu den glattgebügelten Popsongs beigetragen hat, ist unwahrscheinlich. "Rebirth" hört sich so an, wie ihr Parfum vermutlich duftet: süß und nicht sonderlich geschmackvoll.

Wem der bloße Name genügt, dem sei von diesem Produkt aus der Gesamtkollektion Lopez nicht abgeraten. Wer Musik jedoch nicht nur nebenbei konsumieren möchte, lässt bitte die Finger von "Rebirth". Mir ist die Lopez mit ihrem Medien-Overkill eh schon lange egal. Daran kann auch dieses außgesprochen beliebige Soul-Pop-Album nichts mehr ändern. Wie heißt es so schön - "Namen sind Schall und Rauch..."

Abschließend bemühe ich noch den Tobi & Das Bo: "Ist mir viel egaler, als Karl Lagerfeld..."